Sarajevo Peace Event 2014
Sarajevo Peace Event

Sarajevo Peace Event 2014
Vom 6.- 9. Juni 2014 nahm ich am „Sarajevo Peace Event 2014“ zum Thema „100 Jahre Erster Weltkrieg“ teil. Thematisiert wurden nicht nur historische Analysen und Bewertungen im Kontext des Ersten Weltkrieges, sondern auch gegenwärtige außen- und sicherheitspolitische Entwicklungslinien sowie friedenspolitische Herausforderungen von europäischer (Ukraine und ehem. Jugoslawien) und globaler Dimension (Syrien, Irak, Afghanistan, aber auch Nordafrika).
Fünf Runde Tische mit den Themen: „Eine Friedenskultur und Gewaltfreiheit“; „Gender, Frauen und Frieden“; „Militarismus und Alternativen“; „Frieden und soziale Gerechtigkeit“ sowie „Versöhnung und der Umgang mit der Vergangenheit“ wurden ergänzt mit mehr als 100 Workshops. Hinzu kamen friedenskulturelle Events. Eine Vielzahl von Organisatoren und Koordinationsausschüssen wirkten aus Bosnien, dem ehemaligen Jugoslawien sowie aus dem übrigen Europa zusammen.
Ich nahm an folgenden Veranstaltungen teil:
- Eröffnungszeremonie
- Militarismus und Alternativen
- Privatisierung und Kriege, innere und äußere Faktoren: Der Fall Jugoslawien in den 1990er Jahren
- Rosa Luxemburg und die Europäische Linke am Vorabend des Ersten Weltkrieges
- 100 Jahre Erster Weltkrieg – Die Die sozialistische Anti-Kriegs-Bewegung und die Idee einer Balkan-Föderation. Teil 1 & 2
- 1914 – 2014: Europa zwischen Krieg und Frieden – die Ukraine-Krise und das Gemeinsame Haus Europa
- NATO: Sie spricht vom Frieden, aber führt Kriege
- Friedenskonzert in Erinnerung an Pete Seeger
- Abschlusszeremonie
Bewertung:
Die Diskussionen fanden auf hohem Niveau statt. Erfrischend war die Anwesenheit der hohen Zahl an jungen Menschen aus der Region, die ein übernationales Bewusstsein ausstrahlten, welches deutlich im Kontrast zu den engstirnigen Lokalnationalismen stand. Der westliche Balkan der 1990er und 2000er Jahre ist für die jungen Menschen nicht vergessen, stößt jedoch auf wachsende Ablehnung. Dieses übernationale Bewusstsein darf allerdings nicht mit EU-Enthusiasmus verwechselt werden. Letzterer spielte eine geringe Rolle. Die Ernüchterung über den menschenfernen Charakter der EU greift auch in Südosteuropa um sich.
Die Sorge um einen neuen Krieg in Europa war in den Diskussionen überall spürbar. Zu präsent sind die Vorgänge in der Ukraine und die damit einhergehende Zuspitzung im Verhältnis des Westens zu Russland.
Gespräch mit Deutscher Botschaft – Herrn Pollmann
Das Treffen fand am 10. Juni vormittags statt. Der Gesprächspartner, Pollmann, skizzierte die partei- und allgemeinpolitische Lage. Viele von ihm getätigte Aussagen decken sich mit meinen Beobachtungen, die ich im Laufe der zwei Jahrzehnte, denen ich mich dem ehemaligen Jugoslawien widme, gemacht habe. Eine sehr widersprüchliche und fatale Haltung unter den Menschen in BiH ist die Erwartung an die Politik. Einerseits lehnen sie zu Recht eine internationale Bevormundung ab, andererseits fordern sie von der Internationalen Gemeinschaft Führungsstärke, um den politischen und ökonomischen Stillstand zu überwinden.
Auch dominiert eine Art top – bottom Politikverständnis: Erst, wenn die großen politischen Fragen gelöst seien, ginge es bergauf. Damit umgehen die Menschen mehr oder minder offen die Notwendigkeit, auf den unteren Ebenen (in den Gemeinden) Veränderungen, wie beispielsweise Infrastrukturprojekte, zu initiieren, also von unten nach oben bzw. vom Einzelnen zum Allgemeinen zu wirken.
Die Flut, die in BiH gewaltige Schäden an Mensch und Infrastruktur verursachte, führte auf lokaler Ebene und jenseits der politischen Bereiche zu inter-ethnischen Solidarisierungsmaßnahmen. Die hieraus gemachten Erfahrungen können, sofern sie produktiv aufgearbeitet werden, einen nachhaltigen Effekt auf die interethnische Aussöhnung mit sich bringen.
Link zum Sarajevo Peace Event: http://www.peaceeventsarajevo2014.eu/

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